Inhalt:
Was die Kritiker sagen: Echt jetzt, Apple?
Pro-Apple? Das sagen die Unterstützer!
Magische Objekte: Wenn Gegenstände Seelen haben
Tech meets Tradition: Können sie koexistieren?
Kultur-Crossover: Neue Wege oder alte Pfade?
PR im Stresstest: Apple im Auge des Sturms
Rückblick: Apple, lerne aus der Geschichte!
Ein kreativer Twist: Die Werbung rückwärts
PR im Zeitalter der Digitalisierung und AI
Apple sagt Sorry
Was ist eure Meinung?
Stellt euch vor, eine ganze Galerie von kreativen Werkzeugen – ein Flügel, eine Gitarre, eine Kamera, sogar ein Stapel klassischer Bücher – wird unter dem Druck einer industriellen Presse zu einer glatten, schlanken digitalen Tablette komprimiert. Das ist nicht die neueste Installation in einem avantgardistischen Kunstgalerie, sondern der Inhalt der neuesten Werbung von Apple für das iPad Pro. Mit dem Titel „Crush!“ hat diese Werbung eine Welle von Reaktionen ausgelöst, die so gemischt sind wie ein Smoothie aus den divergierenden Meinungen der Internet-Community.
Im Zentrum dieser Kontroverse steht nicht nur ein Werbespot, sondern eine ganze Philosophie über die Rolle der Technologie in der modernen Kreativität. Wie ein Kaleidoskop, das bei jedem Drehen neue Muster zeigt, offenbart die Werbung verschiedene Perspektiven, abhängig von wem man fragt. Einerseits sehen viele Kreative darin eine düstere Vorhersage – eine Welt, in der echte Instrumente und traditionelle Medien irrelevant und durch kühle, berechnende Technologie ersetzt werden. Andererseits gibt es diejenigen, die darin eine Hommage an die Vielseitigkeit und die Fähigkeiten des neuen Geräts sehen, die eine ganze Welt der Kreativität in einem dünnen Rechteck von Technologie bündelt.
Was die Kritiker sagen: Echt jetzt, Apple?
- Asif Kapadia, ein erfahrener Regisseur, äußert sein Unverständnis: "Ich mag iPads, aber ich verstehe nicht, warum jemand dachte, diese Werbung sei eine gute Idee. Es ist die ehrlichste Metapher dafür, was Technologieunternehmen mit den Künsten machen: sie auspressen, verwenden und schlecht bezahlen."
- David Heinemeier Hansson, Co-owner und CTO von 37signals, kritisiert ebenfalls scharf: "Diese Werbung ist mehr als nur schlecht. Sie symbolisiert alles, was man an der Digitalisierung hassen kann. Sie feiert den Verlust kreativer Tiefe aus dem trivialsten Grund: Ein iPad, das minimal dünner ist. Die Zerstörung geliebter Musikinstrumente ist die perfekte Metapher für die Ton-Taubheit der Technologen. Ein kritisches Missverständnis, das zeigt, wie wenig Goodwill Apple gespeichert hat, um die öffentliche Empörung auszugleichen."
Pro-Apple? Das sagen die Unterstützer!
Trotz der hitzigen Debatte gibt es eine andere Seite der Medaille. Die Befürworter der Werbung argumentieren, dass sie die konvergente Natur moderner Technologie feiert – ein Werkzeug, das es ermöglicht, Musik zu komponieren, Filme zu drehen, zu schreiben und zu malen, alles auf einer einzigen Plattform. „Alles, was Sie mit all diesen Dingen tun können, können Sie jetzt mit einem einzigen iPad tun. Ist die Technologie nicht bemerkenswert?“, könnte man sagen.
Magische Objekte: Wenn Gegenstände Seelen haben
Als ich "CHIHIROS REISE INS ZAUBERLAND" von Studio Ghibli zum ersten Mal sah, eröffnete sich mir eine Welt, in der Gegenstände nicht nur Werkzeuge sind, sondern Wesen mit eigenen Seelen. Diese Idee stammt aus der japanischen Folklore der "TSUKUMOGAMI", animierte Objekte, die nach hundert Jahren Existenz ein eigenes Bewusstsein erlangen.
In "Chihiros Reise ins Zauberland" erleben wir, wie ein Chōchin-obake, eine einfüßige Hoflaterne, der jungen Chihiro lebhaft den Weg leuchtet. Diese Darstellung animierter Gegenstände ist ein tief verwurzelter Bestandteil der japanischen Kultur und reflektiert die Überzeugung, dass alles im Universum eine Seele hat.
Als ich die Werbung von Apple sah, in der kreative Werkzeuge unter einem hydraulischen Presslufthammer zerstört wurden, erinnerte mich das sofort an Tsukumogami. Diese Vorstellung, dass kreative Werkzeuge einen eigenen Geist besitzen, lässt die Zerstörung dieser Gegenstände in einem ganz anderen Licht erscheinen – nicht nur als Verlust von Funktion, sondern als Akt gegen die Seele des Objekts selbst. Die Reaktionen auf die Werbung, besonders in Japan, wo viele von der Idee der Tsukumogami beeinflusst sind, waren entsprechend stark.
Tech meets Tradition: Können sie koexistieren?
In der modernen Welt, in der Technologie allgegenwärtig ist, stehen wir oft vor der Herausforderung, unsere Verbindung zur Tradition zu bewahren. Apple, ein Vorreiter in der Nutzung von Technologie zur Vereinfachung und Verbesserung unseres Lebens, hat vielleicht die kulturelle Bedeutung, die viele Menschen ihren Werkzeugen beimessen, unterschätzt. In der Werbung wird das iPad als ein Gerät dargestellt, das all diese traditionellen Werkzeuge ersetzen kann, was einige als eine Entwertung der Kunst und Handwerkskunst selbst sehen könnten.
Kultur-Crossover: Neue Wege oder alte Pfade?
Diese Werbung und die Reaktionen darauf zeigen, wie wichtig es ist, einen Dialog zwischen der alten Welt der Tradition und der neuen Welt der Technologie zu führen. Es ist eine Gelegenheit, darüber nachzudenken, wie wir Technologie nutzen können, um Traditionen nicht nur zu ersetzen, sondern auch zu bereichern und fortzuführen.
PR im Stresstest: Apple im Auge des Sturms
In einer Welt, in der jede Handlung und jedes Wort eines Unternehmens unter die Lupe genommen wird, spielt Public Relations (PR) eine entscheidende Rolle. Apple ist bekannt dafür, dass es oft an der Grenze zwischen Innovation und Provokation wandelt, und diese neue Werbung ist keine Ausnahme. Der Shitstorm, der darauf folgte, wirft eine interessante Frage auf: Gibt es schlechte PR wirklich?
Die Werbung „Crush!“ von Apple könnte als ein Paradebeispiel für die Feinheiten der modernen PR dienen. Während einige argumentieren, dass jede Aufmerksamkeit gut ist, weil sie die Marke im Gespräch hält, zeigen die starken Reaktionen der kreativen Gemeinschaft, dass nicht alle Aufmerksamkeit wünschenswert ist. Es ist eine heikle Gratwanderung zwischen dem Aufbau von Markenbekanntheit und dem Risiko, langfristigen Schaden anzurichten.
Rückblick: Apple, lerne aus der Geschichte!
Apple's Werbekampagnen, wie „1984“ und „Think Different“, haben gezeigt, dass das Unternehmen in der Lage ist, kulturelle Ikonen zu schaffen, die mehr als nur Produkte verkaufen – sie vermitteln eine Botschaft und eine Vision. Diese Kampagnen wurden als revolutionär und inspirierend gefeiert, aber die "Crush!"-Kampagne zeigt, dass auch ein erfahrenes Unternehmen wie Apple die Markenstimmung missverstehen kann.
Ein kreativer Twist: Die Werbung rückwärts
Reza Sixo Safai zeigt uns, wie es auch gehen könnte: Er drehte die Apple-Werbung einfach um. Beginnend mit dem ultra-dünnen iPad, spuckt die umgekehrte Version all die kreativen Werkzeuge aus, die es angeblich "geschluckt" hat. Eine kreative Art zu zeigen, dass in einem iPad mehr steckt, als man denkt – vielleicht sogar ein ganzes Künstleratelier – Mega!
PR im Zeitalter der Digitalisierung und AI
Wie kann Apple aus diesem Fehltritt lernen? Die Zukunft der PR könnte in einer stärkeren Betonung des Zuhörens liegen – nicht nur auf das, was gesagt wird, sondern auch auf das, was nicht gesagt wird. In einer Zeit, in der Künstliche Intelligenz und Digitalisierung das Potenzial haben, die Art und Weise, wie wir arbeiten und kreativ sein können, radikal zu verändern, muss Apple möglicherweise seine Botschaften sorgfältiger abwägen.
Dies führt uns zu einer größeren Diskussion über die Rolle der Technologie in unserer Gesellschaft und wie Unternehmen wie Apple die öffentliche Wahrnehmung ihrer Produkte gestalten. Die Integration von AI in kreative Prozesse ist ein zweischneidiges Schwert; es bietet unglaubliche Möglichkeiten, bringt aber auch legitime Ängste und Bedenken mit sich.
Apple sagt Sorry
Nach heftigen Reaktionen aus der kreativen Community und einer breiten öffentlichen Diskussion über die Intention und Wirkung der "Crush!"-Werbung hat Apple sich für die Missverständnisse, die der Werbespot ausgelöst hat, entschuldigt. Der Technologie-Riese hat bestätigt, dass die Werbung, die kreative Werkzeuge und Objekte wie ein Klavier, eine Kamera und Farbdosen zeigt, wie sie von einer industriellen Presse zerstört werden, nicht mehr im TV ausgestrahlt wird.
Der Spot wurde intern entwickelt und sollte metaphorisch die enorme kreative Kapazität darstellen, die im neuesten iPad von Apple steckt – ein Gerät, das mit nur 5,1 Millimetern das dünnste Produkt in Apples Geschichte ist.
In einer EXKLUSIVEN STELLUNGNAHME, die Ad Age erhielt, erklärte Apple, man habe nicht die Absicht gehabt, die kreative Community zu beleidigen. "Kreativität liegt in unserer DNA, und es ist uns ungemein wichtig, Produkte zu gestalten, die Kreative weltweit befähigen", sagte Tor Myhren, der Vizepräsident für Marketingkommunikation bei Apple. "Unser Ziel ist es immer, die vielfältigen Weisen zu feiern, mit denen Nutzer sich ausdrücken und ihre Ideen durch das iPad zum Leben erwecken. Mit diesem Video haben wir das Ziel verfehlt, und dafür entschuldigen wir uns."
Diese Entschuldigung von Apple ist mehr als nur ein symbolischer Akt; sie ist ein Wendepunkt in unserer laufenden Debatte über Technologie und Kreativität. Sie unterstreicht das Zusammenspiel zwischen technologischer Neuerung und dem Schutz kreativer Authentizität – eine Balance, die sowohl feinfühlig als auch entscheidend ist.
Was ist eure Meinung?
Apple's neueste Werbekampagne hat unweigerlich zu einer breiten Diskussion geführt – nicht nur über das Produkt selbst, sondern über die Bedeutung von Kreativität und Technologie in unserem Leben. Vielleicht ist das der Silberstreifen dieser Kontroverse: Sie eröffnet einen Raum für Diskussion und Reflexion über unsere technologische Zukunft und darüber, wie wir sicherstellen können, dass Technologie die menschliche Kreativität ergänzt, anstatt sie zu ersetzen.
Dieser Dialog ist entscheidend, da er uns ermöglicht, gemeinsam eine Zukunft zu gestalten, in der Technologie und Tradition Hand in Hand gehen, um eine reichere, menschlichere Welt zu schaffen.
STUDIO CHRISTOS STAVROU